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Leitspruch von Emil Neuffer, Schuhfabrikant

Historie

Die Ursprünge der ehemaligen Schuhfabrik Neuffer reichen bis in das Jahr 1894 zurück. Mit Stilelementen aus dem Barock, der Renaissance, dem Jugendstil und sogar aus der Antike ist die Fassade der architektonisch interessanteste Teil der Fabrikanlage. Durch den prachtvollen Mittelrisalit und die beiden Seitenrisalite vermittelt die kunstvoll gestaltete Fassade einen schlossartigen Eindruck. Über der dreigeteilten Durchfahrt stehen auf einem Architrav vier aus Beton gegossene Skulpturen:

Der Schuhfabrikant Emil Paqué beantragte am 31. Mai 1894 beim „Königlich-Bayerischen Bezirksamt“ die Baugenehmigung für das erste Gebäude des heutigen Neuffer am Park.

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Das Original dieses Gesuchs ist heute noch im Stadtarchiv vorhanden. Man kann nachlesen, dass Emil Paqué um Erlaubnis bittet, in der Flur „in der langen Ahnung“ ein Fabrikgebäude mit Wohnung errichten zu dürfen. Anhand des Gesuches lässt sich erkennen, dass das Gebäude außerhalb der bebauten Stadtgrenzen erstellt werden sollte. Am 19. Juli 1894 wurde der Grundstein gelegt. Die Urkunde zur Grundsteinlegung lautet wie folgt:

„Dieses Haus wurde im Jahre des Heils tausendachthundertvierundneunzig unter der Leitung des Baumeisters Elle zum Betrieb einer Schuhfabrik errichtet. Der Erbauer Emil Paqué ist 1855 zu St. Wendel geboren und Besitzer einer mechanischen Schuh- und Stiefelfabrik. Des Geschäft wurde im Jahre 1878 als Engrosgeschäft gegründet, entwickelte sich nach und nach zu dem jetzigen Umfange, so dass etwa 150 Personen gegenwärtig beschäftigt werden. Der Betrieb selbst wird mit einer Dampfmaschine von 22 Pferdestärken bewerkstelligt und es ist die Fabrik mit den neuesten Maschinen zur Anfertigung von Schuhen und Stiefeln ausgerüstet. Beiliegende Muster sollen der Nachwelt einen Beweis von der heutigen Leistungsfähigkeit liefern. Die alte Fabrik befindet sich jetzt noch am Exerzierplatz Nr. 1. Dieses Haus wurde lediglich zur Vergrößerung des Geschäftes erbaut. Auch die neue Straße von der Herzogstraße bis zur Fabrik wurde im Jahr 1893/94 von Emil Paqué angelegt und nach seiner Frau Louisenstraße genannt. Das zur Zeit der Erbauung im Geschäft angestellte Personal besteht aus folgenden Herren: August Paqué, Nikolaus Paqué, Jakob Paqué, Gebhard Becker, Carl Bingemer, Gustav Leinenweber, Jakob Eschmann, Berthold Adler, Carl Renner. Mögen die späteren Inhaber es den jetzigen an Fleiß und Beharrlichkeit gleichtun und das Haus eine bleibende Stätte regen Fleißes und rechten Schaffens sein. Das walte Gott! Dieser Eckstein wurde am 19. Juli 1894 gesetzt.
Emil Paqué.“
(Urkunde im Grundstein der Schuhfabrik Emil Paqué)

Im Jahr 1919 entwarf der Pirmasenser Architekt Josef Uhl die Pläne für die Fassade an der Neufferstraße. Dieser Plan wurde jedoch erst 1926 verwirklicht, nachdem Emil Neuffer die Firma Paqué AG aufgekauft hatte.

Emil Neuffer verlagerte 1926 seinen Stammbetrieb in dieses Gebäude. Mit zwei weiteren Fabriken zusammen erreichte er eine Tagesproduktion von 5.000 Paar Schuhen und damit eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung für Pirmasens in den 20er und 30er Jahren.

Der Zweite Weltkrieg brachte die gesamte Schuherzeugung in Pirmasens zum Stillstand. Auf amtlichen Befehl wurden 1943 die Fabrikationsräume und die Rohmaterial-Bestände beschlagnahmt und der Betrieb zur Ausbesserung für Uniformen und Militärstiefel umgenutzt.

Schon kurz nach der Kapitulation gelang es Emil Neuffer die Schuhproduktion wieder aufzunehmen. Am 10.12.1949 feierten die Emil Neuffer’schen Schuhfabriken ihr 40-jähriges Jubiläum. Bis zu dem Tode von Emil Neuffer 1953 ging es nach den Grundsätzen von Emil Neuffer geradlinig weiter.

1962 wurde der Betrieb von den Erben Emil Neuffers eingestellt und die Firma liquidiert. Die Gebäude wurden als Lager- und Produktionsstätten vermietet. Da jedoch nur die notwendigsten Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt wurden, verschlechterte sich der Zustand der Gebäude zusehends. Mit dem Kauf durch den Pirmasenser Unternehmer Bernd D. Hummel 1990 beginnt die Revitalisierung.

Altes bewahren, neue Impulse geben

Die alte „Neuffer-Schuhfabrik“ – oberhalb des Neufferparks am Rande der Stadt gelegen – war in Pirmasens ziemlich in Vergessenheit geraten. Fasziniert von der Historie und Architektur des Gebäudes und auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten für sein Unternehmen, erwarb Bernd D. Hummel im Juli 1990 das Anwesen. Er beantragte, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen und nannte es „Neuffer am Park“.

Viele Gedanken über die sinnvolle Nutzung der ehemaligen Schuhfabrik gingen dem Kauf voraus. Altes bewahren, Wertvolles erhalten und Tradition fortsetzen: Diese drei Aspekte bildeten die Grundlage für die neue Nutzung, die gleichzeitig auf keinen Komfort verzichtet und mit einer modernen Ausstrahlung das Gebäude in die Zukunft trägt. Arbeiten wird mit Freizeitgestaltung, Sport, kulturellen Veranstaltungen und Gastronomie kombiniert. Die Erinnerung an die Schuhmacher Tradition der Stadt Pirmasens bleibt dabei lebendig.

 

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Zusammen mit dem Pirmasenser Architekten Rolf Göttel wurden ab September 1990 die Renovierungsarbeiten in Angriff genommen. Neben den Arbeiten am Gebäude selbst wurden Gründächer angepflanzt und der hintere Innenhof mit dem original alten Steinpflaster neu befestigt. In Kooperation mit der Stadt wurden die Bürgersteige zur Neuffer- und Luisenstraße neu gepflastert und durch Einpflanzen von Bäumen verschönert.

Seit Mai 1991 hat die Bernd Hummel Holding ihren Geschäftssitz im Neuffer am Park. Ab April 1993 wurde das Gebäude öffentlich und weitere Räumlichkeiten nach und nach an die neuen Mieter übergeben.

Der Neuffer am Park hat sich seither zum ‚Medical Center’ und ‚Business Center’ etabliert mit Vermietungen für Arztpraxen, Büros, einem Sport- und Gesundheitszentrum sowie Einzelhandel auf insgesamt ca. 11.000m2 Fläche. Daneben gibt es Räumlichkeiten für Gastronomie und Veranstaltungen.

Die Bernd Hummel Holding baute 2006 ihre Räumlichkeiten im Neuffer am Park um und wurde damit in diversen Architektur – und Design Publikationen veröffentlicht und mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Mehr dazu lesen Sie hier.

Impressionen